Teil 1: Warum der Anfang oft glänzt – und dann schnell ernüchtert
Viele Unternehmen starten mit großem Elan in den Aufbau eines internen Active-Sourcing-Teams – und das oft gar nicht schlecht. Erste Kandidaten zeigen Interesse, Rückmeldungen kommen schnell, man hat das Gefühl: „Wir haben den Schlüssel gefunden!“
Was dann passiert, ist fast immer gleich – und fast immer unterschätzt.
Der Anfang läuft – weil die Profile frisch sind
Gerade bei stark gesuchten Positionen – z. B. im Bereich IT, Technik, Engineering oder auch Vertrieb – lassen sich die ersten zehn, zwanzig Profile gut und mit wenig Aufwand recherchieren.
Mit einem freundlichen Ansprachetext bekommt man häufig gleich mehrere Rückmeldungen. Vielleicht sogar erste Interviews. Vielleicht sogar erste Einstellungen.
Zwei, drei, manchmal sechs Besetzungen ohne externe Hilfe. Jackpot!
Die Euphorie – und warum sie trügt
Dieses Erfolgserlebnis sorgt oft für eine falsche Einschätzung:
„Das funktioniert super! Das können wir intern abbilden. Wozu brauchen wir noch eine Personalvermittlung?“
Doch was in dieser Phase übersehen wird:
Man erntet zu Beginn nur die „Low-Hanging Fruits“.
- Die sichtbarsten und aktivsten Profile werden zuerst angeschrieben.
- Kandidaten sind noch nicht überansprochen.
- Die Energie im Team ist hoch.
Und dann?
Die Pipeline versiegt
Nach der dritten oder vierten Anschreibe-Runde passiert genau das, was viele nicht einplanen:
- Die Rücklaufquoten sinken.
- Immer mehr Kandidaten reagieren nicht.
- Der gleiche Text wurde längst mehrfach versendet.
- Es fehlen Ideen für neue Zielgruppen oder Plattformen.
- Motivation und Zeitdruck steigen.
Was anfangs wie ein Selbstläufer wirkte, wird plötzlich zäh, frustrierend und schwer messbar.
Und genau an dieser Stelle entscheidet sich, ob ein Unternehmen bereit ist, echtes Active Sourcing zu betreiben – oder ob das Projekt intern versandet.
Was man aus dieser Phase lernen kann
Der anfängliche Erfolg ist nicht falsch – aber er ist kein Maßstab für nachhaltiges Active Sourcing.
Denn echte Direktansprache ist kein Sprint. Sondern ein Marathon mit Strategie, Struktur und Ausdauer.
Dazu gehören u. a.:
- Zielgruppenkenntnis
- ein durchdachtes Reminder-System
- individuelle Ansprache, die zur CI passt
- ständige Prozessanpassung auf Basis der Rückmeldungen
Ohne diese Elemente – und ohne Klarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten – bleibt es bei einem Strohfeuer.