Lieber Herr M., tatsächlich fragen sich das einige angesprochene Kandidaten, die wenig Erfahrung mit Headuntern haben. Ich frage mich diesbezüglich jedoch vor allem: Wie kommen Sie darauf, dass Ihr Unternehmen / Ihr/e Vorgesetzte/r so handeln würde? Und mit welchem Ziel?
Halten Sie Ihre/n Vorgesetzte/n tatsächlich für so eine „linke Bazille“, der/die Sie reinlegen möchte? Mit dem Ziel Sie zu kündigen?
In dem Fall würde ich mir an Ihrer Stelle sehr genau überlegen, wie lange ich für so einen Chef noch würde tätig sein wollen 😉
Aber mal im Ernst: Ganz ohne Test kann ich statistisch aussagen, dass zwischen 20% – 35 % der Mitarbeiter eines Unternehmens latent bereit sind das Unternehmen zu verlassen. Überproportional vertreten sind dabei besonders erfolgreiche Mitarbeiter und Führungskräfte. Das liegt daran, dass genau diese Menschen ehrgeizig sind und insbesondere Führungskräfte und solche Mitarbeiter, die Führungskräfte werden möchten, ihre Karriere aktiv im Blick haben. Ist eine Weiterentwicklung im derzeitigen Unternehmen mittelfristig nicht möglich, – wechseln sie früher oder später.
Würde ein Unternehmen insofern tatsächlich „Loyalität“ erfragen vor dem Hintergrund „illoyale“ Mitarbeiter zu kündigen, würde es daraus folgend vor dem Problem stehen, sich in kurzer Zeit von ca. 20 – 35% seiner Belegschaft trennen zu müssen. Vielfach darunter Leistungsträger des Unternehmens.
Fraglich ist darüber hinaus, ob „Loyalität“ überhaupt an dem Merkmal „Ausschluss einer Kündigung“ festgemacht werden kann. Denn Sie würden langfristig auf vieles verzichten. Ein Wechsel zur richtigen Zeit fördert Ihre berufliche Kompetenz, erhöht Ihr Gehalt und pusht Ihre Karriere.
Andererseits gibt es kein Unternehmen, das ALLEN seinen Mitarbeitern immer und ewig ausreichend Entwicklungsperspektiven und Karrieremöglichkeiten bieten kann. Und – gerade vor dem Aspekt der kommenden Digitalisierung – ist doch sehr fraglich, welches Unternehmen überhaupt noch Ihnen bis an Ihr Lebensende einen Arbeitsplatz garantieren kann?
Würde Ihr Arbeitgeber also tatsächlich erwarten, dass Sie Ihren gesamten beruflichen Zyklus, Ihre Entwicklungsmöglichkeiten und Ihre Karriere lebenslänglich – auch zu Ihrem persönlichen Nachteil – in seine Dienste stellen?
Wir zumindest verstehen Loyalität anders. Bringen Sie Verbesserungsvorschläge ein, engagieren sie sich für das positive Image Ihres Unternehmens, tun Sie vielleicht immer ein wenig mehr als dass was von Ihnen erwartet wird. Dann hat Ihr Chef ganz sicher keinen Grund eine Art „Treue-Test“ zu veranstalten. Ein Projekt, das ein seriöser Headhunter sowieso niemals machen würde.